[REQ_ERR: COULDNT_RESOLVE_HOST] [KTrafficClient] Something is wrong. Enable debug mode to see the reason. Von Elon Musk bis Steve Jobs: Zauberpilze, LSD, Ketamin: Hirndoping in der Chefetage – Ansatz mit Potenzial oder Spielerei der elitären Spitze? – Lies Hier

Von Elon Musk bis Steve Jobs: Zauberpilze, LSD, Ketamin: Hirndoping in der Chefetage – Ansatz mit Potenzial oder Spielerei der elitären Spitze?

Die Chefetage hat Halluzinogene für sich wiederentdeckt. Mit den Rauschmitteln soll die Leistungsfähigkeit gepusht und die Kreativität beflügelt werden. Aber bringt Hirndoping wirklich etwas? Und wie sicher ist es? Ein Blick auf den Wissensstand.

Glaubt man den Berichten, ist die US-Tech-Welt ein einziger Drogensumpf. Ein Moloch, angetrieben von „Magic Mushrooms“, LSD, Ketamin. Google-Gründer Sergey Brin soll auf die Kräfte von „Zauberpilzen“ setzen, Tesla-Chef Elon Musk nimmt Psychedelika, selbst Apple-Gründer Steve Jobs wird nachgesagt, LSD nicht abgeneigt gewesen zu sein. Um Spaß geht es dabei allerdings weniger, vielmehr um Selbstoptimierung. Mit den Halluzinogenen soll das Hirn gedopt werden, damit kreative Potenziale noch besser ausgeschöpft und die kognitive Leistungsfähigkeit steigt.

Dass die Überflieger aus dem Silicon Valley, der Wall Street und den Ivy-League-Universitäten dem Kopf mit Rauschmitteln auf die Sprünge helfen, ist auch in deutschen Chefetagen nicht unbemerkt geblieben. Immer mehr Manager und Führungskräfte sollen auch hierzulande inzwischen Psychedelika konsumieren, um die Karriere zu boosten. Zurecht? Hat Hirndoping mit psychedelischen Substanzen wirklich Potenzial, die Arbeitswelt zu bereichern? STERN PAID 09_23 Titel Depressionen Rauschmittel

Wie verbreitet ist Hirndoping in Deutschland?

Deutschland ist Hochkonsumland. Zumindest was Alkohol anbelangt. 7,9 Millionen Menschen zwischen 18 und 64 Jahren trinken so viel, dass es gesundheitlich riskant ist. 4,5 Millionen kiffen. Bei Erwachsenen spielten neben Kokain, Crack und Amphetaminen auch psychoaktive Substanzen eine Rolle, ihr Anteil lag aber jeweils bei unter zwei Prozent. Wie häufig Hirndoping der Grund des Drogenkonsums ist, kann aus diesen Zahlen nicht entnommen werden. 

Was Peter Raiser, Geschäftsführer der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS), aber gesichert weiß: „Besonders Stress und Termindruck führen dazu, dass Menschen mithilfe von Substanzen eine Entlastung schaffen wollen. Genutzt werden dafür alle Substanzen, die zur Verfügung stehen.“ Neben Alkohol kämen etwa Substanzen zum Einsatz, die eine aufputschende Wirkung haben und für eine bessere Leistungsfähigkeit sorgen sollen. 

„Dazu zählen legale wie illegale Substanzen von Methylphenidat, zum Beispiel im Ritalin, bis Kokain und Amphetaminen“, sagt er dem stern. „Zum anderen werden beruhigende Substanzen wie Benzodiazepine und Z-Drugs eingenommen, um mit Stress und Druck besser umgehen zu können.“ Zahlen einer Analyse der DAK-Krankenkasse bestätigen seine Einschätzung. Demnach nahmen 2020 1,8 Prozent der Arbeitnehmer hierzulande Medikamente ein, um leistungsfähiger zu sein oder die Stimmung aufzuhellen. 

Experten gehen davon aus, dass die „Neuro-Enhancement“-Dunkelziffer weit höher liegen könnte. Die Schätzung liegt bei bis zu 12 Prozent. Noch ungenauer wird es, wenn es darum geht, zu beziffern, wie viele Manager und Führungskräfte unter den Konsumenten sind. „Dazu haben wir keine verlässlichen Zahlen, sodass wir nicht davon sprechen können, dass diese oder jene die typische Managerdroge ist“, betont Raiser. FS James Nachtwey USA Drogen 1502

Der Trend des Drogenmissbrauchs zur Leistungssteigerung 

Lange galt Ritalin mit dem Wirkstoff Methylphenidat als das Medikament der Wahl für Hirndoping, auch als „Neuro-Enhancement“ bezeichnet. Es hat den Ruf, eine Art Wundermittel zu sein, das bei gesunden Menschen die Müdigkeit nimmt und die Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit erhöhen soll. Wie beliebt das Medikament ist, das eigentlich vorrangig zur Behandlung der Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperaktivitätsstörung (ADHS) eingesetzt wird, zeigt die gestiegene Zahl der Ritalin-Verschreibungen. 

„Das ist ein Indiz dafür, dass immer mehr Menschen die Substanz missbrauchen, um ihre geistige Leistungsfähigkeit zu optimieren“, so das Bundesministerium für Bildung und Forschung. Das Problem: Einige Substanzen, die unter anderem auch in Mitteln gegen Depression oder Beta-Blockern enthalten sind, könnten zwar die Aufmerksamkeit verbessern oder die Erschöpfung bei Schlafentzug mindern. Aber eine leistungssteigernde Wirkung durch ‚Hirndoping‘ sei wissenschaftlich nicht belegt.“ 

Statt einer Stimmungsaufhellung und Leistungssteigerung wirkten laut eines DHS-Positionspapiers manche zum Hirndoping verwendeten Präparate gar gegenteilig. So eben auch der beliebte Wirkstoff Methylphenidat. Die Einnahme führe bei Gesunden nachweislich weder zu gewünschter Stimmungsaufhellung noch zur Steigerung der Leistungsfähigkeit. Viel mehr nehme die Leistungsfähigkeit ab. Zudem wiesen stimulierende Wirkstoffe wie Methylphenidat und Modafinil ein hohes psychisches Abhängigkeitsrisiko auf. Unerwünschte Nebenwirkungen haben hingegen alle einschlägigen Präparate.

Gleiches gilt für Psychedelika. So gibt es zwar Hinweise, dass beispielsweise Psilocybin, auch als „Zauberpilze“ bekannt,  die Emotionsregulation verbessern und Ängste regulieren kann. Vieles steht aber noch im Konjunktiv. Dem gegenüber stehen Gefahren, die unter anderem durch eine falsche Dosierung auftreten. Auch vorliegende gesundheitliche Risikofaktoren können zum Problem werden. Silicon Valley Drogen Musk Ketamin LSD 6.21

So kann eine familiäre Vorgeschichte von Psychosen dazu führen, dass der Konsument in seltenen Fällen ebenfalls eine Psychose bekommt. Liegen Traumata vor, können diese durch einen Trip verschlimmert werden. Eine US-Studie ergab außerdem, dass 1,3 Prozent der Konsumenten im Nachgang teilweise jahrelang mit Halluzinationen zu kämpfen hatten. 

Workshops mit psychedelischen Hilfsmitteln

Trotzdem wird immer öfter von einem vermeintlichen Boom sogenannter „Psychedelic Leadership“-Fortbildungen berichtet. In solchen auf „High Performer“ abzielenden Kursen soll es, so ein Bericht des „Spiegel“, nicht nur darum gehen, an der eigenen Persönlichkeit zu arbeiten, in einem betreuten Umfeld sollen auch psilocybinhaltige Trüffel, Zauberpilze also, eingenommen werden. Dahinter steht die Hoffnung, mithilfe vermeintlich positiver Effekte von Psychedelika zu einer besseren Führungskraft zu werden. Vor allem in der Tech- und Gründerszene seien diese Kurse zunehmend beliebt.

Dennoch könne Raiser vor solchen Workshops nur warnen. Er sagt: „Darüber, ob solche Substanzen zeitweise einen positiven Effekt haben können, möchte ich gar nicht spekulieren. Die Risiken jedoch bestehen in jedem Fall, auch kleine Dosen sind nicht ungefährlich.“ Daher rate er ab, „in der Hoffnung auf einen erwünschten Effekt mit solchen Substanzen zu experimentieren“. 

Raiser bezweifelt stark, dass „solche Kurse im Rahmen einer seriösen, gesicherten Therapie durchgeführt werden. Schließlich handelt es sich um Substanzen, die unter das Betäubungsmittelgesetz fallen. Auch wenn die Anbieter eine Form von Sicherheit suggerieren, die nicht gegeben ist.“ Zumal auch ein vermeintlich geschützter Rahmen nicht davor schütze, „dass unerwünschte Folgen der Einnahme bis hin zu einer Abhängigkeit entstehen können“. Interview Atze Schröder 19.16

Neu ist die Idee nicht. Schon Aldous Huxley experimentierte mit Halluzinogenen, um die „Pforten der Wahrnehmung“ zu erweitern. Seine Erkenntnisse über LSD wurden gesellschaftlich breit diskutiert. Das war in den 50ern. Und auch Karl Goldfield hält die Einnahme von psychedelischen Substanzen als den klarsten „Weg, seinen Geist zu öffnen und für sich selbst klar zu sehen, was wirklich geschieht“. Dem „Wall Street Journal“ berichtete er von seiner Tätigkeit als Berater. Goldfield berät die Tech-Welt zu sogenanntem Microdosing, also der Einnahme von Drogen in Kleinstmengen. Eine Form des Drogenkonsums, die gerade bei Menschen mit anspruchsvollen, sehr fordernden Berufen immer beliebter zu werden scheint. Einen medizinischen Hintergrund hat Goldfield nicht. Seine Expertise hat er sich durch Experimente am eigenen Körper erarbeitet.

„Neuro-Enhancement“ ist kein Massenphänomen

Es wäre nicht das erste Mal, dass ein Hype um ein Medikament aus den USA überschwappt. Vor Jahren konnte das bereits an der plötzlichen Popularität des psychostimulierenden Medikaments Modafinil beobachtet werden. Zugelassen ist das Mittel hierzulande zur Behandlung exzessiver Schläfrigkeit. Damit, dass Hirndoping mit Psychedelika à la Sergey Brin und Steve Jobs allerdings eine ähnliche Konsumwelle auslöst und zum Massenphänomen wird, ist nicht zu rechnen. 

Zwar ist die Gesellschaft für Halluzinogene offener geworden, sei es aufgrund erfolgsversprechender medizinischer Ansätze in Bezug auf den Einsatz von Halluzinogenen in Therapien oder popkultureller Angebote wie die Netflix-Serie „How to Change Your Mind“. Dennoch  – ob Unternehmen ihre Angestellten hierzulande in absehbarer Zeit auf Workshops mit gezielter Einnahme psychedelischer Substanzen schicken, wie es in den USA oder auch in Großbritannien in Ausnahmefällen bereits der Fall ist, ist fraglich. 

Deutsche Realität ist viel mehr, so berichtete die „Wirtschaftswoche“, dass etliche Unternehmen wie Bayer und BASF seit Jahren eine rigorose Anti-Drogen-Politik fahren. Ein bestandener Drogentest ist dort eines der Einstellungskriterien.

Quellen: Bundesministerium für Gesundheit und Forschung, Studie Karolinska-Institut,Studie Psilocybin, Studie 2 Psylocybin, Studie LSD, Studie Trauma,  DHS Jahrbuch Sucht, Analyse DAK, Spiegel, Wirtschaftswoche, CNN, Wall Street Journal, Capital, DHS-Positionspapier „Hirndoping“