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Migrationsgründe: Flüchten Menschen wirklich vor dem Klimawandel? Aktuelle Studie räumt mit Mythos auf

Die Menschen im Globalen Süden sind besondes vom Klimawandel betroffen. An den Küsten steigt der Meeresspiegel, das Inland trocknet vor sich hin. Doch ist all das ein Grund zu gehen?

29 Grad Celsius im April: Auf der thailändischen Urlaubsinsel Phuket lässt es sich im Frühjahr gut aushalten. Normalerweise. Doch im vergangenen Jahr kletterten die Temperaturen weit über den frühlingshaften Durchschnitt hinweg; Medienberichten zufolge war es im April 2023 gefühlt 54 Grad warm. Thailands Regierung verhängte eine Hitzewarnung, die Menschen sollten zeitweise ihre Häuser und Wohnungen nicht verlassen. Anderen Regionen des Landes machen nicht nur die hohen Temperaturen zu schaffen, sondern der steigende Meeresspiegel. Beispiel Ban Khun Samut Chin. Dort versuchen sich die Menschen mit Mangroven und Dämmen zu schützen.

Thailand rangiert auf der Liste der Länder, die am stärksten vom Klimawandel betroffen sind, unter den ersten Zehn. Ob sich die Menschen dauerhaft vor den Folgen der Erderwärmung schützen können? Oder das Land früher oder später verlassen müssen?PAID Klimawandel und Extremwetterereignisse 2023 6.13

Hilfsorganisationen und Regierungen mehrerer Staaten munkeln seit Längerem von sogenannten Klimaflüchtlingen. Deutschland will sie aufnehmen. Ein Klima-Pass soll es möglich machen. Doch Wissenschaftler sind skeptisch. Die Gründe, warum Menschen ihre Heimat verlassen, könnten unterschiedlicher nicht sein. Der Klimawandel ist ein Faktor – aber womöglich ein seltener von ganz vielen. (Mehr dazu, lesen Sie hier.)

Ein internationales Forscherteam wollte es nun genauer wissen. Am Beispiel Thailands haben die Wissenschaftler untersucht, unter welchen Umständen Menschen das Land verlassen und welche Rolle der Klimawandel dabei spielt. Dafür wurden Menschen aus über 1000 Haushalten in vier ländlichen Regionen Thailands befragt. Zudem sprachen die Forscher mit mehr als 16.000 Binnenmigranten in der Metropolregion Bangkok und 301 Thailändern in Singapur und Deutschland über ihre Entscheidung, die Heimat zu verlassen.

Binnenmigration findet selten aus einer Not heraus statt

Frühere Studien konzentrierten sich zu sehr auf „Klimamigranten“ – gehen also davon aus, dass der Klimawandel allein Menschen aus ihrer Heimat vertreibt, schreiben die Autoren. Andere, möglicherweise ausschlaggebendere Faktoren würden dabei vernachlässigt. Das belegt nun auch die im Fachblatt „Pnas“ veröffentlichte Untersuchung. 

Ein großer Teil der Thailänder lebt von der Landwirtschaft. In der Studie nannten 48 Prozent der befragten Haushalte landwirtschaftliche Tätigkeiten als Haupteinnahmequelle – die von Temperaturextremen, Trockenphasen, unregelmäßigen Regenfällen und Überschwemmungen beeinflusst werden. Trotzdem ist sich Erstautor Patrick Sakdapolrak sicher: „Es gibt keinen monokausalen Zusammenhang zwischen Migration und Klimawandel. Migration wird von vielen Faktoren bestimmt, etwa dem finanziellen Status, dem Geschlecht oder Alter einer Person“, erklärt er dem österreichischen Sender „ORF“.

Wer innerhalb des Landes emigriert, geht meist in die industrialisierte Region Bangkoks oder folgt den Touristen in den Süden des Landes. Die Studienautoren verweisen zudem darauf, dass die Binnenmigranten ihre Heimat seltener aus einer Not heraus verlassen, sondern freiwillig woanders hingehen.

Arbeits- und Heiratsmigration im Ausland

Zu den beliebtesten Auslandszielen gehören Singapur, Taiwan, Südkorea und Israel. Insgesamt wandern mehr Männer (77 Prozent) als Frauen (23 Prozent) aus. Allerdings verteilen sie sich unterschiedlich auf die einzelnen Länder. Laut Studie ist Singapur das Ziel der Arbeitsmigranten: Dorthin gehen vor allem Männer um Baugewerbe oder Hafensektor, um befristete Verträge abzuschließen.

Nach Deutschland verschlägt es dagegen thailändische Frauen; sie machen 87 Prozent an den 60.000 thailändischen Staatsangehörigen in der Bundesrepublik aus. Die meisten von ihnen sind mit Deutschen verheiratet, weshalb Wissenschaftler von Heiratsmigration sprechen.

Mehr als die Hälfte der Befragten gab an, die Heimat für einen sicheren Lebensunterhalt zu verlassen. Gestiegene Kosten für Gesundheit, Bildung oder allgemeine Ausgaben wurden vor dem Klimawandel genannt.

Migration als Teil der Klimawandel-Anpassungsstrategie

„Wir konnten etwa zeigen, dass Haushalte und ihre Mitglieder mitunter ganz bewusst herausfordernde Umstände wie schlechtere Arbeitsbedingungen in Kauf nehmen, um längerfristig gesehen die Situation zu verbessern“, sagt Studienautor Sakdapolrak. Arbeitsmigranten nehmen prekäre Bedingungen im Ausland in Kauf, um das erwirtschaftete Einkommen an die Familien in der Heimat überweisen.Wie ein Inselstaat im Meer versinkt – ein Klimaflüchtling berichtet 15.25h

Der Klimawandel spielt demnach eine untergeordnete Rolle. Denn „Migration – unabhängig vom Klimawandel – ist in unserer globalisierten Welt bereits ein weit verbreitetes soziales Phänomen“, so Sakdapolrak.

Das Forscherteam ist allerdings der Ansicht, dass Flucht und Migration ein Teil der Anpassungsstrategie an den Klimawandel sein kann. „Unsere Studie bestätigt (…), dass Migration das Potenzial hat, die Anpassung an klimabedingte und andere, allgemeine Risiken zu unterstützen, dass aber die Migrationsergebnisse in Bezug auf Lebensunterhalt und Anpassung ungleich sind“, heißt es in der Studie.

Wenn Menschen ihre Heimat verlassen, habe das allerdings auch positive Folgen etwa auf die Ressourcennutzung in einer bestimmten Region. Beispiele dafür gebe es viele, etwa „eine zurückgekehrte Migrantin, die die ökologische Landwirtschaft in ihrem Herkunftsdorf einführte“, schreiben die Forscher.

 

Quellen: Pnas„, ORF, Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ), Deutschlandfunk.