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Tag der Jogginghose: Bund fürs Leben – eine Hommage an die Trainingshose

Die Jogginghose gilt als Symbol des Kontrollverlusts. Zu Unrecht! Denn einst wurde sie sogar als Luxus-Anzug erfunden. Zu ihrem Ehrentag am 21. Januar blicken wir auf ihre bewegte Geschichte zurück.

Es gibt wohl kein Kleidungsstück, das nachsichtiger mit uns ist als die Jogginghose. Egal, was die Waage anzeigt und wie viel man sich über Weihnachten angefuttert hat – sie verzeiht jedes Gramm. Sie zwickt nicht, tadelt nicht und gibt maximale Freiheit. Welche Klamotte kann das schon? 

Seit 2009 gibt es einen Tag, am dem sich Fans der Schlüpfhosen bedanken können, denn jedes Jahr am 21. Januar findet der „Internationale Tag der Jogginghose“ statt. Der wurde nicht etwa von der Modeindustrie ausgerufen, sondern von Schülern eines Grazer Gymnasiums. An Karneval waren sie statt im Kostüm in den an vielen Schulen ungern gesehenen Sporthosen erschienen. Ein Gag, der sich über Facebook verbreitete und seitdem in vielen Ländern gefeiert wird. Cooler Look: US-Sänger Justin Bieber im grauen Jersey
© BauerGriffin/INSTARimages.com

Dass der Welttag in diesem Jahr auf einen Sonntag fällt, ist zwar Zufall, aber dafür ein besonderer. Denn als die Hose in den 1920er Jahren erfunden wurde, bezeichnete man sie noch als „costume du dimache“, als Sonntagsanzug. Es war ein Modell aus Jersey, das Émile Camuset, Gründer der französischen Marke Le Coq Sportif, entwickelt hatte. Zu jener Zeit wurde Sport breitenwirksam. Wer es sich leisten konnte, spielte sonntags Tennis oder Cricket – und besorgte sich dafür das passende Outfit.

Außer Kontrolle: Ein Zitat verselbstständigt sich

Die Jogginghose, ein Luxusobjekt? Kaum vorstellbar, denn jahrelang haftete an ihr das Klischee, Symbol des Nichtstuns zu sein. Nicht zuletzt dank Karl Lagerfeld. Er soll einst gesagt haben, wer sie trage, habe die Kontrolle über sein Leben verloren. Zwar hat der Modeschöpfer diesen Satz nie so formuliert, weder im TV noch in einer Zeitung, doch ein Freund elastischer Hosen war er nie. „Nichts ist gefährlicher als Sachen aus Stretch, Gummiband und all diesen Quatsch“, sagte er 2012 in einer „Wetten dass…?“-Sendung. Enge Kleidung sei für ihn die beste Disziplin. Ein Hosenbund könne schließlich nicht lügen.

Doch spätestens seit der Pandemie erlebt die Jogginghose einen Imagewandel. Während des Corona-Lockdowns saßen Millionen Menschen im Homeoffice fest. Eine Situation, für die es damals weder Regeln noch Dresscodes gab. Da man nicht ins Büro ging, stand die Frage im Raum: Warum sich also in Schale werfen? Schnell etablierte sich die Jogginghose zur Arbeitsuniform. 

Sogar Anna Wintour, Chefredakteurin der „Vogue“ und mächtigste Frau der Mode, zeigte sich damals in Trainingshosen. Zwar hatte die 74-Jährige vor der Pandemie noch erklärt, sie niemals tragen zu wollen. Doch die Corona-Krise relativierte alles, so auch Wintours strenges Mode-Diktat. Statt bunter Blumenkleider von Prada und Gucci zeigte sie sich auf dem Instagram-Kanal ihres Magazins in roten Trainingshosen am Schreibtisch. Ihre modische Kehrtwende kam einem Adelsschlag für die Jogginghose gleich. Die Vogue-Chefin im Schlabberlook – ein nahezu historisches Ereignis. Machte die Jogginghose in den Siebzigern populär: Sylvester Stallone im Box-Film „Rocky“
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Dabei hätte Wintour ihr durchaus mehr Anerkennung schenken können. Immerhin ist die Jogginghose mehr als 100 Jahre alt, erlebte Höhen und Tiefen. Erfinder Émile Camuset nahm damals mehrere Hürden, um seine Hose zu etablieren. Zuerst hinderte ihn die Weltwirtschaftskrise, später, als er den Jogger 1939 bei der Weltausstellung in New York vorstellte, brach kurz danach der Zweite Weltkrieg aus. Erst in den Siebzigern stieg die Nachfrage für Jogginghosen. Sie etablierten sich damals nicht nur im Sport, sondern tauchten auch auf der Leinwand auf. US-Schauspieler Sylvester Stallone machte sie im Boxfilm „Rocky“ berühmt. 

Zwar begann in den Achtzigern der Fitness-Boom, doch Jogginghosen trugen nun immer öfter auch Leute, die nichts mit Sport am Hut hatten. Häufig waren es Menschen mit geringem Einkommen. Die Jogger wurden zum Zeichen sozial Schwachgestellter, man sah sie an Jugendlichen der Banlieues. Auch HipHop-Stars wie Run DMC griffen den Look auf. Sie rebellierten damit gegen die Kleidervorschriften der bürgerlichen Mitte. Jogginghosen waren plötzlich nicht mehr praktisch, sie wurden zur Lieblingsklamotte der coolen Kids. Bunt und gerne aus Frottee: Paris Hilton (links) und Kim Kardashian (rechts) in Jogginghosen
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Jogginghosen aus Frottee? Der modische Peak ist erreicht 

Doch spätestens als Reality-Stars wie Paris Hilton und Kim Kardashian Anfang der 2000er Jahre Frotteehosen von Juicy Couture trugen, war der modische Peak erreicht. Wer Stilgefühl beweisen wollte, machte fortan einen großen Bogen um die oft mit Glitzersteinen verzierten Hosen.

Heute sind Jogginghosen aus dem Straßenbild nicht mehr wegzudenken. Spätestens seit der Pandemie hat sie jede Luxusmarke im Sortiment. Sogar auf dem Laufsteg ist sie hin und wieder zu sehen. Das Stigma, für Nachlässigkeit zu stehen, hat sie abgeschüttelt. Sie ist eben aus widerstandsfähigem Stoff. Und genau das macht Modeklassiker aus. Sie überdauern Trends ohne Wenn und Aber. 

Wer heute noch überlegt, was er anziehen soll: Rein in den Sonntagsanzug – und ab aufs Sofa!